Letztens in einem Radiobeitrag hatte ein jemand vollkommen recht. Er kramte eine Aussage der frühen Maggi Thatcher hervor: „Es gibt keine Gesellschaft, es gibt nur Individuen“
Dieses Statement scheint seither eine gewisse Grundannahme geworden zu sein und deren Auswirkungen frustrieren mich Tag für Tag. Im Restaurant, im Straßenverkehr, beim Einkaufen überall tauchen sie auf, diese selbtverliebten Egomanen, die sich selbst für die wichtigsten Menschen überhaupt halten. Oder morgens vor dem Kindergarten: Eltern, die mit 50 Sachen durch die 30er-Zone zum Kindergarten brettern und sich anschließend darüber mockieren, dass andere Autos mit Schrittgeschwindigkeit vor dem Eingang zum Kindergarten entlangfahren und das eigene Kind damit gefährden könnten. Oder Zeitgenossen, die sich einfach nicht am Ende einer Schlange anstellen können. Leider alles Symptome einer zunehmenden Entsozialisierung.
Die ist für mich im Übrigen im Straßenverkehr schon umgesetzt: Auf deutschen Autobahnen wird gnadenlos das Recht des Stärkeren gelebt; die gesetzlich definierten Grundzüge von gegenseitiger Rücksicht oder der Vermeidung einer Gefährdung (siehe Straßenverkehrsordnung)sind doch faktisch nicht mehr vorhanden.
Und so enstehen immer mehr Punkte, an denen sich einzelne das herausnehmen, was sie für sich als angebracht erachten. Da wird der schlanke Staat von denen propagiert, die sowieso „viel zu viel“ Steuern zahlen. Da wird jeder HartzIV-Empfänger als potentieller Sozialbetrüger beäugt, aber selbst will man die 154€ Kindegeld auf jeden Fall, egal ob man sie braucht oder nicht. Und das sind nur die kleinen Episoden in unserer Gesellschaft.
Aber so kann keine Gesellschaft auf Dauer als Gemeinschaft funktionieren. Herr Münkler prangerte das so schön mit seinem Beispiel Preußen an, John F. Kennedy schlug schon 1961 in die gleiche Kerbe und es bleibt der Punkt festzuhalten, dass jeder Teil dieser Gesellschaft ist und damit auch seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden muss. Denn eine Gesellschaft kann nur dann gut und erfolgreich sein, wenn alle etwas für sie tun. Das fängt beim Geld an und hört bei der moralischen Verantwortung auf. Die Übernahme einer solchen Verantwortung steht dabei in krassem Widerspruch zu dem, was man mit alle den selbstverliebten Egomanen erlebt.