Gestern Abend war es wieder soweit: Meine Frau zappte durch die Programme und nach wenigen Minuten ergriff ich die Flucht. Was sah ich? Auf Big Brother folgte eine Sendung mit bildungsrestenten Jugendlichen und danach Till Schweigers Suche nach der nächsten Dumpfbacke. Das war zuviel für mich. Ich meine, wer will so etwas Belangloses bzw. Triviales sehen? Und warum sollte ich mir freiwillig TV-Sendungen ansehen, die jenseits des Niveaus einer Bild-Zeitung anzusiedeln sind?
Ich sage: NEIN DANKE! Nein, ich brauche weder die 23. Auflage irgendeiner Castingnummer noch die unendliche Wohncontainershow. Und wenn man sich mit Elend beschäftigen will, dann sollen doch all die Zuschauer einfach ihren Allerwertesten in Bewegung bringen und bei den Tafeln oder den großen Hilfsdiensten etwas gegen dieses Elend unternehmen. Da haben dann alle Betroffenen und wir als Gesellschaft mehr davon, als sich auf der Couch am Elend anderer zu ergötzen und dabei mit Bier, Chips und Cola vollzustopfen.
Vor Jahren las ich mal in einen Buch: Das Fernsehen macht die Schlauen schlauer und die Dummen dümmer. Da scheint mir doch sehr viel Wahres dran zu sein.
Aber irgendwie erschleicht mich dabei das Gefühl, dass gerade die privaten Sender sich eine eigene Generation an Zuschauern heranzüchten: Ihr Geld verprassen sie am besten schon als Jugendliche für Klingeltöne und andere Abos, lassen sich dann zu normalen Menschen umerziehen, dann hilft ihnen der Schuldnerberater und anschließend kommt die Supernanny oder man verdient sich ein paar Kröten bei Frauentausch. In der Freizeit guckt man Formel 1 und denkt, in den nachmittäglichen Gerichtsverhandlungen spiegelt sich das echte Leben wieder. Und natürlich paart sich auch hier Junk-TV mit Junk-Food – in mir steigt das Grauen.
Wenn das die Zukunft unseres Landes ist, dann gute Nacht Deutschland, Du Land der ehemaligen Dichter und Denker!