Nachdem ich in den Genuß des Warmup-Gigs in Dormund gekommen bin, war ich also definitiv gespannt auf das, was da kommt. Und, soviel vorweg, ich wurde nicht enttäuscht.
Im Vergleich zu dem Equipment beim Warmup-Gig war mir schon beim ersten Anblick klar, dass an diesem Abend die Premiumliga in Betrieb genommen wurde. Der Einstieg erfolgte wieder mit „Lichtermeer“, was aber auch wirklich grandios ankommt. Zum Glück, aber gut, das war ja zu erwarten, wurde eine andere, breiter gefächerte Setlist gespielt. Der gute Schiller blieb sich seiner seit Jahren erprobten Strategie treu und brachte im weiteren Verlauf zunächst einen Mix aus Nummern vom neuen Album und den neueren Alben. Wirklich begeistert hat mich, dass dann auf einmal Anggun auf der Bühne stand. Neben Meredith Call und Kate Havnevik hat Schiller damit also drei Vocals in der Show.
Dass ein Künstler Nummern aus seinem neuen Album spielt ist nachvollziehbar und auch wichtig, denn die Weiterentwicklung durch jedes neue Album ist für einen Künstler wichtig. Betrachtet man jetzt das aktuelle Album „Sonne“ so wird deutlich, dass das dann im Konzert eher für ruhige Phasen sorgte. Auf der anderen Seite war das aber auch gut durchdacht, die eingängigen, mitreißenden Nummern kamen erst in der zweiten Hälfte und hier stieg der Spannungsbogen kontinuierlich an. Ganz besonderer Leckerbissen war das Special auf der kleinen Bühne quasi mitten in der Halle mit der lediglich von Christopher am Keyboard begleiteten Anggun. Danach ging es dann zum Finale auf der großen Bühne wieder weiter und ja, das letzte Drittel war dann absolut genial.
Zur Technik brauche ich nicht wirklich viel zu sagen: Die Lichtshow wieder ein wahrer Leckerbissen. Das echte Highlight hierbei war für mich, dass die im Kreis, quasi als „Sonne“ mitten über der Bühne hängenden, drehbaren Spots sich auch in der ungenutzten Zeit permanent in Kettenreaktion bewegten und sich wie ein permanent bewegendes Gebilde darstellten. Sound, Sorroundsound waren perfekt, glasklar, nur leider bekam man vom Sourroundsound offenbar auf der Tribüne nicht soviel mit, da die hinteren Lautsprecher zwischen Steh- und Sitzplätzen hingen.
Wenn man genau darauf achtete, konnte man sehen, dass einige Lichteffekte nicht 100%ig passten und auch die beiden Drummer waren ein oder zwei Mal nicht perfekt synchron beim letzten Beat. Sie schauten sich an, schüttelten kurz den Kopf lachten und machten weiter. Ich meine, ich habe Cliff Hewitt und Ralf Gutske schon auf der Klangwelten-Tour lieben gelernt und weiß, dass solche kleinen Unwuchten bei den ersten Konzerten ganz normal sind und Frankfurt war nunmal das erste Konzert. Da aber alle Beteiligten Vollprofis sind, passt das sehr schnell.
Was ich aber auch in Frankfurt wieder feststellte: Das Publikum verändert sich, ein großer Anteil ist definitiv über 50 Jahren alt gewesen. Das überrascht mich immer wieder, da ich Schiller als Weltenpendler schätze: Von leisen Soli, über Piano- und Streichereinlagen, bis hin zu rockigen Anteilen mit ordentlich Gitarre oder puristischer Elektromusik findet man bei ihm alles und er nutzt das breite Spektrum gerne. Es sind dann so Nummer wie „Berlin-Moskau“ wo ich im Konzert stehe und mich frage, ob das die älteren Herrschaften wirklich hören wollten. Aber das müssen diese selbst wissen.
Mein Fazit: Für dieses Konzert gebe ich glücklich und zufrieden eine 1- und würde sofort wieder hingehen.